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"VR ist ein gutes Add-on, um orts- und zeitunabhängig agieren zu können"

Im Projekt VIGATU wird eine Lernumgebung auf Basis von virtueller Realität (VR) entwickelt, mit der das Wissen sowie die Fertigkeiten zur Durchführung einer Darmspiegelung erlernt werden können. In einem computergenerierten Koloskopieraum kann die Vorbereitung der Geräte und des Patienten zur Untersuchung, die Sedierung, das Management von Komplikationen sowie die Durchführung einer Vorsorgedickdarmspiegelung simuliert werden.

"VR ist ein gutes Add-on, um orts- und zeitunabhängig agieren zu können"
Priv.-Doz. Dr. Alexander Hann (li.) und Dr. Monika Engelke

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorhaben VIGATU ("Virtueller Gastrotutor") soll Ärzten/-innen und nichtärztlichem Fachpersonal den Erwerb von Wissen über eine Leitlinien-konforme Vorsorgedickdarmspiegelung ermöglichen und darüber hinaus Fertigkeiten zur Durchführung einer sog. "Koloskopie" vermitteln. Diese Untersuchung ist zur Prävention des Dickdarmkrebs eine der am häufigsten durchgeführten endoskopischen Untersuchungen und durch internationale Qualitätsleitlinien hochgradig standardisiert.

Da die Ausbildung in der Endoskopie weitestgehend einem Lehrlingsmodell entspricht, bei dem "Lehrlinge" an der Seite einer anleitenden Person ihr Handwerk am Patienten üben, sind zeitliche und personelle Kapazitäten der jeweils ausbildenden Zentren begrenzt. Auch durch die jeweiligen Untersuchungszahlen ergeben sich Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Lernsituationen. Ein kompetenzbasiertes Simulator-Training hat sich zwar als wirkungsvoll erwiesen, in der Praxis scheitert jedoch die Umsetzung aufgrund der hohen Kosten für Endoskopie-Simulatoren und der notwendigen curricularen Unterrichtszeit zur Vermittlung von Leitlinienwissen.

Vergleich eines realen Koloskopieraums (li.) mit dem virtuellen Raum aus dem Projekt VIGATU (re.).

Mit Hilfe einer VR-Brille, auf welcher die VIGATU-Software aufgespielt wird, kann in einem virtuellen Koloskopieraum die Vorbereitung der Geräte und des Patienten zur Untersuchung, die Sedierung, das Management von Komplikationen sowie die Durchführung einer Vorsorgedickdarmspiegelung orts- und zeitunabhängig simuliert werden. In verschiedenen Schwierigkeitsstufen durchlaufen Anwendende so - zunächst geführt, dann mit geringer Hilfestellung und zuletzt auch komplett selbstständig - die Untersuchungsszenarien.

Wichtige Inhalte dabei sind:

  • Gerätekunde (z.B. Aufbau des Endoskops)
  • Vorbereitende Maßnahmen zur endoskopischen Untersuchung
  • (z.B. Patientenidentifikation, Team-Time-Out, Überwachungsmonitor anschließen)
  • Sedierung durchführen
  • Komplikationen erkennen und beherrschen
  • Simulation einer Vorsorgekoloskopie

Im Gespräch mit "foraus.gehört" geben Dr. Monika Engelke und Priv.-Doz. Dr. Alexander Hann Einblicke in die Entwicklung des Projektes, Erkenntnisse und Hürden bei der Anwendung sowie die Transfermöglichkeiten, die geboten werden.



Monika Engelke ist promovierte Pflegewissenschaftlerin, arbeitet als Lehrgangsleitung an einem Bildungsinstitut und hat langjährige Lehrerfahrung in der Fort- und Weiterbildung für die Endoskopie.

Alexander Hann ist Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg und forscht neben der Patientenversorgung an dem Einsatz von VR im Studium und Weiterbildung. Ebenfalls entwickelt er in der Arbeitsgruppe Interventionelle und Experimentelle Endoskopie (InExEn) neue Behandlungsmethoden mithilfe von künstlicher Intelligenz und 3D Druck.

Weitere Informationen

www.endoscopy-campus.com

https://twitter.com/alexsworking

Projektbeschreibung auf qualifizierungdigital.de