Gelungene inklusive Berufsausbildung
Wenn junge Menschen eine duale Berufsausbildung erfolgreich abschließen, haben sie den entscheidenden Schritt in das Berufsleben, für individuelle Eigenständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe, vollzogen. Gelingt dies Menschen mit Behinderung, dann ist das für die Umsetzung von Inklusion besonders bedeutsam, weil sich auf diesem Weg neue berufliche Perspektiven eröffnen.

Inklusive Berufsausbildung bietet aber auch Betrieben viele neue Möglichkeiten und Entwicklungschancen. Dafür braucht ein Betrieb Offenheit und Engagement. Das ist mit weniger Aufwand verbunden, als oft gedacht wird. Denn Netzwerke zu Beratung und Förderung stehen zu allen Fragen und Anliegen bereit. Entscheidend ist, dass für den jeweiligen Betrieb und die einzelnen Auszubildenden die individuell passenden Möglichkeiten zur Unterstützung gefunden werden.
Für den ausbildenden Betrieb ist es sinnvoll, grundsätzlich für eine größere Bandbreite von Herausforderungen sensibilisiert zu sein, die auch während einer vermeintlich "normalen" dualen Ausbildung bei Menschen mit Behinderungen auftreten können.

Linktipp
Hierzu bietet der Leitfaden für ausbildende Fachkräfte auf foraus.de viele Anregungen und praktische Tipps:
Wenn eine inklusive duale Berufsausbildung erfolgreich durchlaufen wird, dann gewinnen alle Beteiligten: Der junge Mensch bekommt eine berufliche Perspektive, der Betrieb erhält einen loyalen Mitarbeiter bzw. eine loyale Mitarbeiterin und das Betriebsklima bessert sich. Zugleich wird für die Betriebe das Potential an Personen erweitert, die für eine duale Ausbildung in Frage kommen, was angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels in vielen Branchen eine gesamtgesellschaftliche Dimension hat.
Die positiven Effekte wirken darüber hinaus in verschiedene Richtungen: Die Schülerinnen und Schüler in den Klassen der Berufsschulen sehen anhand realer Beispiele, wie individuelle Förderung bei unterschiedlichen Ausgangslagen wirken kann. Die Beschäftigten in den Betrieben erleben im beruflichen Alltag, wie für persönliche Unterschiede und Bedarfe eine größere Sensibilität und Möglichkeiten des Umgangs entwickelt werden können.
Praxisbeispiel: Mit Rollstuhl im Büro
Eine junge Frau machte im Ordnungsamt der Stadtverwaltung eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation. Die Frau war auf den Rollstuhl angewiesen, doch ihr Arbeitsplatz war so gestaltet, dass sie keine Einschränkungen hatte. Alle weiteren Räume im Rathaus waren barrierefrei zu erreichen. Sie konnte die Ausbildung durchlaufen und erfolgreich abschließen, ohne eine weitere Förderung oder Unterstützung in Anspruch nehmen zu müssen.
Zu beachten ist außerdem, dass die meisten Behinderungen erst im Laufe des Lebens durch Krankheit oder Unfall erworben werden. Das Thema Inklusion kann sich somit in einer beruflichen Biografie für alle Beschäftigten und die Betriebe immer neu stellen.
Gerade in krisengeprägten Zeiten mit vielen Unsicherheiten gilt es, Gemeinschaft zu leben, das gesellschaftliche Miteinander und gemeinsame Werte zu stärken und Spaltung zu verhindern und abzubauen. Inklusion leben, heißt miteinander Vielfalt leben. Inklusion in der dualen Berufsausbildung bedeutet also auch, der größeren Heterogenität in der Gesellschaft gerecht zu werden.
Behinderung ist also eine Frage, der sich alle stellen sollten, und Inklusion ist die Antwort darauf!

Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung
Ein Aspekt wird in den verschiedenen Beispielen immer wieder angesprochen: die Digitalisierung. Die enorme Entwicklung in diesem Bereich eröffnet für Menschen mit Behinderung neue Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen. Mittlerweile gibt es Betriebe, in denen die Kommunikation mit gehörlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz selbstverständlich per Smartphone unterstützt wird.
Menschen mit starken Bewegungseinschränkungen leisten durch Computer, die mit den Augen gesteuert werden, die gleiche Arbeit wie Kolleginnen und Kollegen, die keine Behinderung aufweisen. Und die Entwicklung schreitet weiter voran und wird in den nächsten Jahren neue Kommunikations- und Arbeitsmöglichkeiten schaffen, die Menschen mit Behinderung in Ausbildung und Beruf weitere Perspektiven erschließen.
Linktipp
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat auf der Seite www.qualifizierungdigital.de innovative Beispiele aus der Praxis zusammengestellt, um die großen Potentiale von Digitalisierung deutlich zu machen. Dort findet sich z. B. das Projekt ELoQ, das mit E-Learning eine zukunftsorientierte Ausbildung von behinderten und/oder benachteiligten Jugendlichen im Bereich der Lagerlogistik unterstützt.