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Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

Klar definierte Aufgabenstellungen stärken die Motivation und damit das Selbstbewusstsein der Auszubildenden. Erfolge beim Lernen verstärken die Motivation für das Weiterlernen. Ausbilder sollten deshalb den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben dem Kenntnisstand der Auszubildenden anpassen um Lernerfolge zu erzielen.

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

Einführung

Mit welchen Erwartungen gehen Jugendliche eigentlich in ihre Ausbildung?
Wir haben zu dieser Frage einmal die Meinungen von Auszubildenden eingeholt.

Auszubildender Max:
"Ich erwarte, dass man mich mit meiner Arbeit ernst nimmt und ich wünsche mir, dass man sich während der Ausbildung Zeit für mich nimmt."

Auszubildende Julia:
"Das Wichtigste finde ich ist, dass man immer alles richtig erklärt bekommt und dass man das Erklärte auch versteht. Ich möchte auch, dass man mich ernst nimmt, auch wenn ich nur die Auszubildende bin."

Auszubildender Florian:
"Also zunächst erwarte ich, dass man mir eine Menge beibringt während der Ausbildung, aber ich will auch mal selbständig arbeiten können."

Neben all den Erwartungen die hier formuliert wurden, wollen die meisten Auszubildenden:

  • Anerkennung finden,
  • als Erwachsene behandelt werden sowie
  • selbständig arbeiten, um ihr Können unter Beweis zu stellen.

Kann der Ausbildungsbetrieb alle Erwartungen immer erfüllen?

Nein, diesen Anspruch kann man sicher nicht formulieren, sind doch die Erwartungen so vielfältig wie es Jugendliche gibt. Sie sollten aber die wesentlichsten Erwartungen Ihrer Auszubildenden kennen. Stellen Sie sich also ehrlich die Frage:

Kenne ich die Erwartungen meiner Auszubildenden?

Wir haben Ausbilder und Ausbilderinnen dazu befragt.

Ausbilder Alexander Querner:
"Die wesentlichsten Erwartungen sollte man vorher schon mal erfragt haben. Ich mache das immer so und weiß daher, um die Erwartungen meiner Auszubildenden."

Ausbilderin Kathrin Schmidt:
"Bei der Menge an Aufgaben kann man nicht immer alles wissen. Ich bin nur nebenberuflich Ausbilderin, und da kann man nicht immer alle Erwartungen kennen."

Ausbilder Andreas Kretschmer:
"Für mich ist es ganz wichtig, dass ich weiß, was der Auszubildende von seiner Ausbildung erwartet. Andernfalls kann es zu Motivationsproblemen kommen."

Dazu ein Tipp:

Erstellen Sie zu Anfang der Ausbildung einen Fragebogen und lassen Sie diesen von Ihren Auszubildenden ausfüllen, oder lassen Sie sie ein kurzes Referat zu diesem Thema schreiben. 

Erwartungen und Motivation

Vor allen Dingen zwei Bereiche sind für die Motivation entscheidend:

  1. Die im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung herausgebildeten Motive wie z.B.
    - Erfolgszuversicht
    - Risikobereitschaft
    - Leistungsbereitschaft und die Erwartung von Erfolg oder Misserfolg als Ergebnis der individuellen Lernerfahrung
  2. Die äußeren, situativen Einflüsse, zum Beispiel in Form von Aufgabenstellungen, Problemen und Herausforderungen oder den Erwartungen des Ausbilders an die Auszubildenden.

Klar definierte Aufgabenstellungen stärken die Motivation und damit das Selbstbewusstsein.
Erfolge beim Lernen verstärken die Motivation für das Weiterlernen. Ausbilder sollten deshalb den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben dem Kenntnisstand der Auszubildenden anpassen.

Ausgangssituation

Hannah ist im 1. Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Büromanagement. Sie wird von ihrer Ausbilderin angewiesen, eine Dokumentenvorlage nach DIN 5008 zu erstellen. Mitten in ihren Erläuterungen wird die Ausbilderin unterbrochen und muss in der Buchhaltung für eine erkrankte Kollegin einspringen. Hannah ruft sie kurz danach zur Unterstützung dazu. Diese muss nun Belege sortieren und die Post verteilen. Eine Aufgabe, die sie wochenlang zu Anfang ihrer Ausbildung gemacht hat.

Nach Erledigung der Arbeiten sitzt Hannah gelangweilt und unschlüssig darüber, wie sie jetzt die Aufgabe lösen soll, vor ihrem PC. So richtig weiß sie auch nicht, was das überhaupt soll. Am nächsten Tag fragt die Ausbilderin Hannah nach der Dokumentenvorlage und ist sehr ungehalten darüber, dass Hannah sich keine Mühe gegeben hat, diese zu erstellen. Hannah ist wütend und enttäuscht. 

Was ist passiert?

Hannah wurde ungewollt aus ihrer Lernsituation herausgeholt. Dadurch, dass ihr weder der Sinn der Aufgabe noch ein Ziel bewusst war, konnte sich kein Lernerfolg bei ihr einstellen. 

Was denkt Hannah?

"Warum soll ich denn diese blöde Arbeit machen? Da lerne ich ja doch nix mehr."

"Wofür soll das gut sein, die will mich ja nur beschäftigen, weil sie jetzt keine Zeit für mich hat. Außerdem hat Sie mir gar nicht gezeigt, wie so eine Dokumentenvorlage überhaupt aussieht."

"So was habe ich noch nie gemacht, das schaffe ich nie ... Ich hab keine Lust mehr ... Ich werd' hier nur rumgeschubst."

Hätte man die Situation anders gestalten können?

Die oben beschriebene Situation taucht in der betrieblichen Praxis immer wieder auf, insbesondere dann, wenn berufsbegleitend ausgebildet wird. Trotzdem kann man Lernerfolge sichern, indem man zunächst den Nutzen der Aufgabe deutlich macht.

Den Nutzen deutlich machen und so Lernerfolge sichern.

Die Ausbilderin hätte Hannah zunächst erklären können, dass eine solche Dokumentenvorlage für alle Mitarbeiter künftig eine wertvolle Hilfe darstellt und die Geschäftskorrespondenz vereinfacht. Das hätte Hannah zum selbständigen und eigenverantwortlichen Umgehen mit der Aufgabe anregen können und sicher zu einer hohen Selbstmotivation geführt. Ein schriftlicher Leitfaden, der schrittweise das Vorgehen erklärt, hätte Hannah die Angst vor Misserfolg genommen.

Mit der Beschreibung von Lernzielen und Aufgabenstellungen Lernerfolge sichern.

Lernerfolge kann man sicherstellen, wenn klar ist, wohin die Arbeits- oder Lernaufgabe führen soll und diese an den Leistungsstand angepasst sind.

Was muss man bei der Beschreibung von Aufgabenstellungen beachten?

Bei der Beschreibung von Aufgabenstellungen sollte man immer verschiedene Aspekte in den Vorüberlegungen mit berücksichtigen. Dazu gehört u. a.:

  • Kann oder muss ich das zu erreichende Ziel in Teilzielen planen?
  • Ist das Lernziel adäquat ausgewählt in Bezug auf den Kenntnisstand des Auszubildenden oder überfordert/unterfordert es?
  • Kann ich das Ergebnis überprüfen?
  • Habe ich den individuellen Lerntyp beachtet?

Was versteht man unter unterschiedlichen Lerntypen?

Nicht jeder ist gleich schnell in seinem Lernerfolg und es lernen auch nicht alle über die gleichen Wege.

Wie lernen Menschen?

Sie sollten bei der Planung von Lern- und/oder Arbeitsaufträgen beachten, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt.

  • Lesen von Texten
  • Zuhören
  • Zusehen
  • Selber ausprobieren
  • Schritt für Schritt nach bestimmten Regeln

Auch diese grundsätzlichen Überlegungen helfen, den Lernerfolg zu sichern.

Ein Auszubildender, der in erster Linie durch anschauliche Erklärungen und selbständiges Ausprobieren lernt, wird durch die ausschließliche Handreichung von Texten und Formeln sicher nur selten zum gewünschten Lernerfolg kommen.

Zusammenfassung

Lernerfolge kann ich sicherstellen, wenn ich:

  • die Erwartungen meiner Auszubildenden kenne,
  • die Lern- und/oder Aufgabenstellung klar und eindeutig definiere,
  • den Nutzen klar mache,
  • das Lernziel vorgebe,
  • die Lerntypen kenne, geeignete Lernhilfen einsetze und Lernprinzipien beachte sowie
  • leistungsdifferenzierte Aufgabenstellungen entwerfe.