DiQua - Digitale Technik in der überbetrieblichen Ausbildung im Tischlerhandwerk
16.01.2019
In einer freiwilligen Pilotprojektwoche im Bildungs- und Innovationszentrum Waldfrieden in Bernau bearbeiteten Auszubildende einen Kundenauftrag entlang der digitalen Prozesskette und fertigten einen Hängeschrank sowie ein Teil eines Steckmöbelsets am neuen 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum.

Im Zentrum der Pilotwoche in der überbetrieblichen Ausbildung im Tischlerhandwerk stand das Kennenlernen der digitalen Prozesskette am Beispiel der Bearbeitung eines fiktiven Kundenauftrages.
Nach der Simulation des Kundengesprächs und der Aufgabe, ein Angebot zu erarbeiten, erfolgte der Aufriss analog. Im Anschluss an eine ebenfalls simulierte Rücksprache mit dem Kunden konnte das Angebot grob überschlagen werden. Mit der Nutzung einer ERP-Software ("Enterprise-Resource-Planning") zur Steuerung von Geschäftsprozessen (Fa. Pinncalc) wurde den Auszubildenden verdeutlicht, wie schnell und effektiv ein Kundenauftrag digital angelegt und daraus die Planung für die Anfertigung eines Werkstückes abgeleitet werden kann. Keiner der Auszubildenden kannte zuvor eine ERP-Software. Die meisten waren sich auch sicher, dass diese oder eine ähnliche Software in ihrem Betrieb nicht verwendet wird.

Mit einem Lasermessgerät und einem Tablet lernten die Auszubildenden in Zweiergruppen, wie Räume digital ausgemessen werden können und wie dann über eine passende App auf einem Tablet gleich eine Zeichnung dazu entsteht. Klaus Henke von der Firma Zinken und Zapfen ermöglichte nicht nur seiner Auszubildenden die Teilnahme an dieser zusätzlichen Woche, er demonstrierte auch die Funktionsweise des Flexijet-Gerätes, bei dem es sich um ein mobiles 3D-Aufmaßsystem handelt. Die Auszubildenden konnten im Nachgang selbständig Messungen mit dem Gerät vornehmen und so die Funktionsweise erproben.

Im Fokus der Woche stand die Fertigung des Auftrages am neuen 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum. Die Auszubildenden erhielten einen Einblick in das CAD-Zeichenprogramm TopSolid und das Maschinenprogramm NC-Hops. Alle hatten Gelegenheit, an den zur Verfügung gestellten Laptops zu zweit oder auch alleine eigene Entwürfe zu erstellen. An der CNC-Maschine konnten dann alle Teilnehmer/innen den Kundenauftrag simulieren und schließlich fräsen.

Kontinuierliche Rückmeldungen sowie eine gemeinsame Auswertung der Woche lieferten wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung des Angebotes "Digitale Technik in der überbetrieblichen Ausbildung im Tischlerhandwerk". Es wurde deutlich, dass die Bearbeitung eines Kundenauftrages in einer Woche nicht alle notwendigen thematischen Vertiefungen erlaubt und deshalb eine Kooperation mit der Berufsschule sehr sinnvoll wäre. Die vorbereitenden Aufgaben wie Angebotserstellung, Arbeitsplanung und Anfertigung der Zeichnungen sollten idealerweise in der Berufsschule stattfinden. Die überbetriebliche Ausbildung sollte sich auf den Umgang mit digitalen Geräten und Maschinen konzentrieren.
Diese Erkenntnisse konnten im Laufe einer Pilotwoche im August 2018 im Fachbereich Holztechnik des Bildungs- und Innovationszentrums Waldfrieden in Bernau gewonnen werden. In der Woche lernten 12 Auszubildende aus drei Ausbildungsjahrgängen Möglichkeiten der digitalen Vernetzung von Fertigungsschritten kennen, die bislang in der überbetrieblichen Ausbildung in dieser Weise nicht angeboten wurden.
Geplant ist, die Kooperation mit der Berufsschule weiter auszubauen und die digitalen Bezüge, die beim Lernen am Kundenauftrag hergestellt werden können, auf die Lernorte Berufsschule und überbetriebliche Ausbildung zu verteilen. Für die Übertragung des Pilotprojekts in ein kontinuierliches Angebot wird die Arbeit am CNC-Bearbeitungszentrum ein stärkeres Gewicht erhalten.