Lernmodule für das Baugewerbe
BauNachhaltig - Netzwerk KOMZET Bau und Energie
Das Jahr 2015 ist zum Jahr für Klimaschutz erhoben worden. Was dabei oft aus dem Blick gerät ist, dass Energieeffizienz einen großen Beitrag zur Energiewende beisteuern und zur Reduktion des CO2 Ausstoßes leisten kann und damit das Baugewerbe besonders zum Klimaschutz beiträgt. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat im Rahmen des Modellversuchs "BauNachhaltig" die Entwicklung von dreizehn Lernmodulen zur Verbesserung der Qualität energieeffizienten Bauens gefördert, die in der beruflichen Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden können.

Der Modellversuch BauNachhaltig ist eins von sechs Projekten, das das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Zeitraum von 2010 bis 2013 im Förderschwerpunkt "Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" im Rahmen der UN-Dekade "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (2005 - 2014) förderte. Die Modellversuche, die im März 2014 auf der didacta als offizielle deutsche Dekade-Maßnahme ausgezeichnet wurden, haben für die nachhaltige Entwicklung innerhalb der Berufsfelder innovative Ergebnisse auf verschiedenen Ebenen im Berufsbildungssystem produziert: Qualifikationsanforderungen identifiziert und analysiert, Curricula entwickelt sowie Lernmodule für den Ausbildungsprozess formuliert.
Nachhaltige Entwicklung ist angesichts des Klimawandels zur gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Zukunftsfrage geworden. Dabei stehen technologische Innovationen, veränderte Geschäfts- und Tätigkeitsfelder bei den Unternehmen (z.B. im Handwerk) im Mittelpunkt, bei denen Themen der Nachhaltigkeit und die Reaktion auf Kundenwünsche und kritische Verbraucherinteressen bereits eine wichtige Rolle spielen.
Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung
Nachhaltige Entwicklung zielt auf ein Umdenken in Wirtschaft und Arbeitswelt, erfordert einen Bewusstseinswandel und die Vermittlung einer erweiterten Handlungskompetenz in der Berufsbildung.
Die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung im Berufsalltag macht sich am konkreten Handeln und an Kompetenzen fest. Im beruflichen Handlungsfeld der einzelnen Berufsfelder wird Nachhaltigkeit in Produktion und Dienstleistung greifbar, daher ist Berufsbildung der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung. Dies erfordert Arbeitsweisen, bei denen z.B. der gesamte Lebenszyklus eines Produkts überdacht wird. D. h. wer Rohstoffe, Transportwege, Energieverbrauch, Produktionsbedingungen, Entsorgung einbezieht, kann betriebswirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten sparen.
Im Modellversuch BauNachhaltig wurden im Bereich Bauen und Wohnen die Schnittstellenkompetenz und die Verzahnung der Gewerke hinsichtlich energieeffizienten Bauens neu herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wurden neue Lernmodule vom Netzwerk KOMZET Bau und Energie - ein Zusammenschluss der Kompetenzzentren in der Bauwirtschaft - entwickelt, die Aspekte der nachhaltigen Entwicklung thematisieren und insbesondere auf eine Verbesserung der Qualität der Bauausführung zielen.
Die wissenschaftliche Grundlage für den Entwicklungsprozess bot die Bestandsaufnahme des bestehenden Lehrgangsangebots und die baufachliche Analyse der Gewerkeschnittstellen, nachhaltigkeitsorientierten Technologien, energieeffizienten Bauens und Bau-Soft-Skills mit umfangreicher Befragung kleiner und mittlerer Unternehmen in den Partnerregionen, die vom Institut für angewandte Bautechnik der TU Hamburg-Harburg durchgeführt wurden. Die Untersuchung berücksichtigte vorhandene Regelwerke, Übersichten zu Produktinnovationen, innovative Bauvorhaben, Interviews mit Fachleuten und Literaturanalysen.
Schnittstellenkompetenz und nachhaltigkeitsrelevante Schlüsselqualifikationen im Baugewerbe
Das kritische Thema der Verzahnung der Gewerke wurde im Bereich Bauen und Wohnen offensiv in Angriff genommen. Mit dem Blick auf Schnittstellenkompetenzen wird die nachhaltige Dimension des Themas deutlich, denn sie bietet beispielsweise mit Modulen wie Schnittstelle Dach an Außenwand, Innendämmung, Fassaden im Bestand, Haustechnik und Versorgungsleitungen hinsichtlich energieeffizienten Bauens viele konkrete Anregungen und Potentiale. Die KOMZET-Lernmodule stehen für eine hohe Praktikabilität von Lehr- und Lernmaterialien, die wegen ihrer Anleitung zur Verwendung der Lernmaterialien für die Weiterbildung von Ausbildungs- und Lehrpersonal nutzbar sind.
13 Lernmodule zur Verbesserung der Qualität energieeffizienten Bauens - Themen und Inhalte:
- Schnittstellen im Passivhaus: bessere Abstimmung Planer <> Ausführende
- Schnittstelle Dach an Außenwand: neuralgischen Übergangspunkt entschärfen
- Niedertemperatur Flächenheizungen: effektive Energienutzung durch niedrige Temperatur
- Haustechnik und Versorgungsleitungen: berufsübergreifende Kenntnisse vermitteln
- Fassaden im Bestand-Elementiertes Bauen: bauphysikalische Prozesse + Gewerkeübergabe
- Schnittstelle Trockenbau, Brandschutz, Luftdichtheit: Sensibilisierung für Problematik mit Nachbargewerken
- Innendämmung: zunehmender Einsatz bei Sanierung
- Übergang Werkplanung in Ausführung: Fachkräfte bei Lückenschluss unterstützen
- CAD/CAM für Elementiertes Bauen: höherer Planungsaufwand verlangt Kompetenzplus
- Befestigungstechnik: berufsübergreifende Vermittlung von Systemen
und Querschnittsmodule, die integriert mit den anderen Modulen angeboten werden:
- Einführung Nachhaltigkeit: Energiewende am Beispiel Bauwirtschaft
- Verantwortung als Fachkraft: Bewusstseinsschärfung und Motivation
- Qualitätsbewusstsein und Systemdenken: Gebäude als Ganzes verstehen lernen
Die Lernmodule, die bereits weite Verbreitung und Anwendung in Berufsorientierung, Aus- und Weiterbildung gefunden haben, sind unkompliziert in bestehende Lehrgänge und Ausbildungen integrierbar. Sie tragen zur Verbesserung der Ausführungsqualität und zum energieeffizienten und damit nachhaltigen Bauen bei. Sie steigern zudem die Attraktivität der Bauberufe und der beruflichen Aus- und Weiterbildung.