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Mit Qualifizierung zum nachhaltigen Unternehmen

05.02.2018

Zukunftsfähiges Denken und Handeln in Unternehmen zu verankern und Mitarbeitende für Nachhaltigkeit zu begeistern sind Herausforderungen für Industrie und Bildungspartner. Im November befassten sich damit zahlreiche Experten beim Fachforum von Provadis und HessenChemie im Rahmen des Projektes ANLIN.

Mit Qualifizierung zum nachhaltigen Unternehmen

Nachhaltigkeit als Bildungsthema in den Fokus zu rücken, heißt verschiedene Perspektiven einzunehmen. Vertreter/-innen aus Politik, Wissenschaft und Industrie gaben auf Einladung des Bildungsdienstleisters Provadis in den Räumlichkeiten der HessenChemie dazu sehr individuelle und begeisternde Einblicke. Besonders diskutiert wurde z. B. über die Verankerung nachhaltiger Kompetenzen in Curricula von Schulen und Betrieben, die Definition und Indikatoren nachhaltiger Lernorte und den Zusammenhang zwischen unternehmerischem Erfolg und der Übernahme gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung.

Business-Coach Christine Pehl machte in ihrem Vortrag mit dem Ausspruch: "Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben eine Herausforderung in der Umsetzung" auf den Wertewandel in der Gesellschaft aufmerksam, in der dem Bürgerwillen eine wachsende Bedeutung zukommt. Doch wie sollen Einzelne im betrieblichen Kontext dazu befähigt werden, diesen Wandel mit zu initiieren und zu tragen?

Im zweiten Teil der Veranstaltung standen drei Zielgruppen als Adressaten von Qualifizierungsangeboten im Mittelpunkt. In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie man Beschäftigte motivieren, Promotoren ermutigen und Auszubildende begeistern kann. Mit Promotoren sind Personen im betrieblichen Kontext gemeint, die Veränderungsprozesse über ihr normales Arbeitspensum hinaus voranbringen und aktiv gestalten. Die wertvollen Ergebnisse der Diskussion zeigen wichtige Impulse und Handlungsempfehlungen für Betriebe auf dem Weg zum nachhaltigen Lernort auf:

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Auszubildende begeistern:

  • Den persönlichen Austausch suchen - Ins Gespräch kommen, um zu verstehen: Was treibt junge Menschen eigentlich an?
  • Wertschätzung artikulieren - Regelmäßige Rückmeldung und Feedback nutzen, um zu zeigen: Ich nehme Dich ernst.
  • An der eigenen Einstellung arbeiten - Den Satz "Haben wir schon immer so gemacht" streichen und sich für neue Denkweisen öffnen.
  • Partizipative Projekte/Aufgaben konzipieren - Den Auszubildenden die Möglichkeit geben, selbst Verantwortung für Problemlösungen zu übernehmen.
  • Raum für Selbstwirksamkeitserfahrungen schaffen - Eigenverantwortliche Umsetzung von Ideen ermöglichen und positive wie negative Erfahrungen im Umsetzungsprozess begleiten.

Beschäftigte motivieren:

  • Vorbildfunktion stärken - Bewusstseinsbildung zur eigenen Rolle und Verantwortung als Mitarbeiter/-in unterstützen.
  • Nachhaltigkeit als Haltung definieren - Die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens benötigt eine klare Zieldefinition, die sich von anderen Unternehmenszielen unterscheidet und auf die Persönlichkeitsentwicklung zielt.
  • Klares Bekenntnis der Unternehmensführung - Die Unternehmensführung trägt die Verantwortung, Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zu integrieren und den beteiligten Akteuren Handlungsspielräume zu gewähren.
  • Betriebsinterne Instrumente nutzen - Das betriebliche Vorschlagswesen bietet die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge zum Thema Nachhaltigkeit einzubringen.

Promotoren ermutigen:

  • Intrinsische Motivation unterstützen - Promotoren identifizieren sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und können anderen Beschäftigte begeistern sowie Handlungsoptionen aufzeigen. Diese Eigenschaft gilt es unabhängig von Funktion/Rolle/Position des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin zu unterstützen.
  • Freigabe von Ressourcen - Die Gewährung zusätzlicher zeitlicher Ressourcen ist eine Wertschätzung für den Einsatz der Promotoren. Monetäre Ressourcen erleichtern die Initiierung kleiner Projekte.
  • Vernetzung ermöglichen - Durch inhaltliche Weiterbildungen und den Besuch von Fachveranstaltungen kann ein themenspezifisches Netzwerk über das eigene Unternehmen hinaus aufgebaut werden.
  • Transparenz schaffen - Der Zugang von unternehmensinternen Dokumenten wie dem CSR-Bericht oder dem Lieferkettenmanagement muss gegeben sein, um kritische Rückfragen stellen zu können.
  • Plattform für Erfolge schaffen - Die Möglichkeit in Gremien und medialen Plattformen zu berichten schafft Bewusstsein und Sichtbarkeit von Aktivitäten.
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Wenn Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie umgesetzt werden soll, bedeutet das für ein Unternehmen einen ganzheitlichen Veränderungsprozess, der sowohl die Personalentwicklung als auch die Organisationsentwicklung umfasst. Dazu Dr. Werner Sievers, Leiter Wirkstoffproduktion Chemie am Standort Frankfurt bei Sanofi Aventis Deutschland, welches Partnerunternehmen im Modellversuch ANLIN ist: "Für mich ist es ganz wichtig, dass wir klarmachen, dass Nachhaltigkeit kein Image-Beitrag ist und nicht heute kommt und morgen verfliegt. Nachhaltigkeit ist, wie es das Wort schon sagt, etwas was uns immer schon beschäftigt hat, was immer unser unternehmerisches Denken und Tun bestimmt hat und woran wir festhalten müssen, um es weiterhin auch in die Tat umzusetzen (...)"

Weitere Informationen

Aktuelles zum Projekt ANLIN: http://qfc.de/anlin/

Interview mit CSR-Expertin Christine Pehl: www.lifeguide-augsburg.de/magazin/weniger-ist-mehr

Der Gastgeber der Veranstaltung: www.hessenchemie.de/