Ausbilden mit Lernaufgaben
Ausbildung in Arbeitsprozessen kann immer nur an dort vorhandenen Arbeitsaufgaben erfolgen. Für die systematische Ausbildung werden geeignete Aufgaben ausgewählt und zu Lernaufgaben aufbereitet.


Das Konzept der Lernaufgaben
Grundsätzlich handelt es sich bei allen Aufgaben, an denen gelernt wird, um Lernaufgaben. Lernen findet immer dann statt, wenn noch kein ausgereifter Handlungsplan für die erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe besteht. Es ist deshalb nur folgerichtig, wenn in der Pädagogik zunehmend alle Aufgaben als Lernaufgaben oder als Lern- und Arbeitsaufgaben bezeichnet werden.
Drei Merkmale sind für dieses Konzept der Lernaufgaben entscheidend:
- Die Aufgabe ist das Lernziel. Die didaktische Planung bestimmt für jede Lernaufgabe, was durch ihre Bearbeitung gelernt werden kann.
- Die einzelnen Aufgaben bauen systematisch so aufeinander auf, dass sich aus ihrer Reihenfolge ein sinnvoller Lernweg ergibt.
- Mit der Bearbeitung jeder Aufgabe wird die Voraussetzung für die Bearbeitung der nächsten erworben.
Aus diesen drei Merkmalen folgt, dass nach diesem Konzept nie eine Aufgabe allein als Lernaufgabe gelten kann, sondern immer eine Reihe von Aufgaben, die auch in der vorgegebenen Reihenfolge abgearbeitet werden müssen. Lernaufgaben in einem Lernaufgabenkonzept müssen deshalb immer systematisch geplant werden.
Im Prinzip geht es bei der Planung von Lernaufgaben um die Reduzierung von Komplexität. Je mehr Aspekte bei der Bearbeitung einer Aufgabe gleichzeitig beachtet werden müssen, desto schwieriger ist es, an ihr zu lernen. Das Konzept der Lernaufgaben löst diese Komplexität in einzelne Teilaufgaben auf. Für die Planung hat es sich bewährt, von der komplexen Aufgabe auszugehen, und diese soweit in einzelne Teilaufgaben zu zerlegen, bis jede einzeln nacheinander bewältigt werden kann.
Lernaufgaben im Arbeitsprozess
Lernaufgabensysteme sind bisher vor allem für Trainings entwickelt worden. Hier lassen sich Lernaufgaben als Übungsaufgaben besonders gut planen.
Das Konzept der Lernaufgaben lässt sich aber auch für die Ausbildung in Arbeitsprozessen nutzen. Im Unterschied zu den Trainingskonzepten muss dafür jedoch mit vorhandenen Aufgaben geplant werden. Dazu wählt man aus den Arbeitsaufgaben in einem Arbeitsprozess die aus, die für eine Ausbildung geeignet sind und bringt sie in eine Reihenfolge, die einen sinnvollen Lernweg ergibt. Sinnvoll bedeutet, dass die Lernziele aufeinander aufbauen und jede Aufgabe möglichst nur ein neues Lernziel vermittelt. Daraus folgt, dass es selten lerngerecht ist, einen Arbeitsprozess vom Anfang bis zum Ende nacheinander bearbeiten zu lassen, sondern erst die Lernziele festlegt, und dann die Aufgaben auswählt.
Komplexe Aufgaben in Teilaufgaben zerlegen
Häufig findet man in der Praxis keine Aufgaben, die einfach genug sind, um sie von Auszubildenden gleich am Anfang bearbeiten zu lassen. Deshalb weicht die betriebliche Ausbildung in solchen Fällen auf die Vermittlung in Ausbildungswerkstätten oder Lehrecken aus. Bevor man dies tut, kann man versuchen, zu komplexe Aufgaben in einfachere Teilaufgaben zu zerlegen. Die Ausführung der Gesamtaufgabe wird im Betrieb dann durch die ohnehin vorhandene Fachkraft gesichert.
Teilaufgaben gedanklich vernetzen
Die Forderung, Teilaufgaben gedanklich zu vernetzen, geht von der Vorstellung aus, dass beim Lernen im Gehirn ein Netz entsteht, das alle gelernten Elemente miteinander verknüpft. (Siehe hierzu auch hierarchische Handlungspläne.) Der Lernerfolg hängt also wesentlich davon ab, wie gut in dem Lernprozess dieser Netzaufbau gelingt. Zwei Wege gibt es, die Vernetzung zu fördern:
Ein Weg, den Netzaufbau von Anfang an sinnvoll zu verankern, ist, wenn zuerst der Arbeitsprozess insgesamt verstanden ist, bevor mit einzelnen Aufgaben begonnen wird. Dies kann z. B. durch Erkundungen geschehen.
Ein zweiter Weg ist, mit einer Aufgabe zu beginnen, die besonders typisch für den Arbeitsprozess ist. Diese Aufgabe bildet dann den Kern, an dem sich alle folgenden Teilaufgaben verankern können. Von diesem Kern ausgehend werden alle weiteren Lernaufgaben geplant. Diese Vorgehensweise wird deshalb auch als Erweiterung einer Kernaufgabe bezeichnet.
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