
Ausbildungsnachweis/Berichtsheft
Der Führung von Ausbildungsnachweisen kommt nicht nur eine informative und pädagogische, sondern im Hinblick auf die Zulassung zur Abschlussprüfung auch eine besondere rechtliche Bedeutung zu. Darüber hinaus hilft der Ausbildungsnachweis dem Ausbildenden und den Auszubildenden, den Überblick über die zu vermittelnden Kenntnisse und Fertigkeiten zu bewahren.
Ein Ausbildungsnachweis ist geführt, wenn ein gewisses Maß an inhaltlicher Gestaltung und Regelmäßigkeit sowie Sauberkeit der Eintragung gegeben ist. Dem Auszubildenden ist Gelegenheit zu geben, die Ausbildungsnachweise während der Arbeitszeit zu führen.
Ausbildungsordnung
Die Ausbildungsordnung bildet für den jeweiligen Beruf die Grundlage für eine geordnete und einheitliche Berufsausbildung. Die Ausbildungsordnung enthält die Ausbildungsberufsbezeichnung, die Dauer der Ausbildung, das Ausbildungsberufsbild, den Ausbildungsrahmenplan und die Prüfungsanforderungen.
Ausbildungsrahmenplan
Der Ausbildungsrahmenplan, ein Bestandteil der Ausbildungsordnung, regelt die allgemeine inhaltliche und zeitliche Struktur der Ausbildung. Er ist die Grundlage für den betrieblichen Ausbildungsplan, den die Ausbildenden für ihre Auszubildenden erstellen müssen und den sie gemeinsam mit dem Ausbildungsvertrag bei der zuständigen Stelle abgeben.
Berufsbildungsgesetz (BBiG)
Die meisten gesetzlichen Vorgaben für die berufliche Ausbildung stehen im BBiG. Es beinhaltet beispielsweise Regelungen zum Abschluss von Ausbildungsverträgen, zu den besonderen Rechten und Pflichten der Ausbildenden und Auszubildenden sowie zur Probezeit und Beendigung des Ausbildungsverhältnisses.
Betrieblicher Ausbildungsplan
Der betriebliche Ausbildungsplan soll die Ausbildungsinhalte, die im Ausbildungsrahmenplan genannt werden, auf die betrieblichen Verhältnisse umsetzen. Dafür muss der Betrieb diesen Inhalten konkrete Tätigkeiten und Aufgaben seines betrieblichen Ausbildungsablaufs zuordnen. Der betriebliche Ausbildungsplan ist Bestandteil des Ausbildungsvertrages und spätestens zu Beginn der Ausbildung der bzw. dem Auszubildenden auszuhändigen.
Didaktische Parallelität
"Didaktische Parallelität" bedeutet, dass Ausbilder bei der Planung der betrieblichen Ausbildung, unter Berücksichtigung betrieblicher Anforderungen und Gegebenheiten, darauf achten, welche Inhalte zu welchem Zeitpunkt in der Berufsschule behandelt werden.
Duale Ausbildung (in einem anerkannten Ausbildungsberuf)
Auszubildende können einen anerkannten Berufsabschluss betrieblich, in einigen Berufen auch vollzeitschulisch oder in einer sonstigen Berufsbildungseinrichtung (außerbetriebliche Berufsbildung) erwerben. Die betriebliche Ausbildung wird dann als "duale Ausbildung" bezeichnet, wenn Unternehmen und staatliche Berufsschulen die Auszubildenden gemeinsam zum Berufsabschluss führen. Nach bundesweit einheitlichen Standards legen Auszubildende am Ende ihrer Lehrzeit Prüfungen vor Prüfungsausschüssen der zuständigen Kammern ab, in denen sie ihre erworbene berufliche Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und die Handwerksordnung (HwO) sind die gesetzlichen Grundlagen für die Berufsausbildung.
Elektronischer Ausbildungsnachweis
Neben der bisher vorgesehenen ausschließlichen Schriftform ist auch die elektronische Form der Führung des Ausbildungsnachweises zulässig. Dazu wurde in § 13 BBiG (Pflichten des Auszubildenden) eine neue Ziffer 7 eingeführt. Alle ab dem 1. Oktober 2017 abgeschlossenen Ausbildungsverträge müssen die Vereinbarung über die Form (schriftlich oder elektronisch) des Ausbildungsnachweises enthalten. Bereits bestehende Ausbildungsverträge sowie Ausbildungsverträge, die bis zum 30. September 2017 abgeschlossen werden, sind von dieser Änderung nicht betroffen.
"Hamburger-Modell"
Im Hamburger Schulgesetz (§ 78a HmbSG, Hamburgisches Schulgesetz) ist die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule konkreter formuliert. Gemeinsam soll an der Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte und der Ausbildungsqualität mitgewirkt, betriebliches und schulisches Wissen gegenseitig nutzbar gemacht, die Ausbildungsinhalte zwischen Betrieb und Schule abgestimmt und an der Ausgestaltung der Bildungspläne mitgewirkt werden.
Handlungskompetenz, berufliche
Berufliche Handlungskompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten sowohl in Arbeitssituationen als auch für die berufliche und persönliche Entwicklung zu nutzen. Es ist das Ziel der Berufsbildung, die berufliche Handlungskompetenz/-fähigkeit entstehen zu lassen, anzupassen, zu erhalten oder zu erweitern. (BBiG, § 1)
Handlungsorientierung
Handlungsorientierung in der Berufsausbildung bedeutet, dass Auszubildende befähigt werden, selbstständig nach der Methode der vollständigen Handlung in der Ausbildung zu lernen. Diese in der Berufsausbildung bewährte Methode besteht aus sechs Schritten: informieren, planen, entscheiden, ausführen, kontrollieren und abschließend bewerten. Gekennzeichnet sind die Lernaktivitäten durch Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen, in die sie ihre eigenen Erfahrungen mit einbringen können. Das Konzept zielt auf planvolles Handeln und die Aneignung problemlösender Fähigkeiten im Lernprozess. Dabei sollen sich die Jugendlichen bei Fragen zum Arbeitsprozess in der Gruppe möglichst selbst helfen. Die Rolle der Ausbilder besteht darin, konstruktive Fragen zu stellen und als Lerncoach die Gruppenprozesse zu moderieren. Ziel ist es, die selbstständigen Lernaktivitäten der Jugendlichen zu fördern.
Industrie 4.0
In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert nachhaltig die Art und Weise, wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird: Nach Dampfmaschine, Fließband, Elektronik und IT bestimmen nun intelligente Fabriken (sogenannte "Smart Factories") die vierte industrielle Revolution.
Technische Grundlage hierfür sind intelligente, digital vernetzte Systeme, mit deren Hilfe eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich wird: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Produktions- und Logistikprozesse zwischen Unternehmen im selben Produktionsprozess werden intelligent miteinander verzahnt, um die Produktion noch effizienter und flexibler zu gestalten
Lernfabrik
Lernfabriken sind Einrichtungen für die praxisorientierte Berufsbildung. Eine Lernfabrik ist ein Ort mit realitätsnahem Fabrikumfeld und direktem Zugriff auf Produktionsprozesse und -bedingungen, der ein problem-und handlungsorientiertes Lernen ermöglicht.
Lernfeld
Ein Lernfeld ist eine didaktisch-curriculare Organisationseinheit im Berufsschulunterricht. Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) werden seit 1996 alle neugeordneten Ausbildungsberufe nach dem Lernfeldkonzept entworfen. Die Lernfelder werden abgeleitet aus beruflichen Handlungsfeldern.
Lernorte
Die betriebliche Ausbildung in Deutschland wird "duale Ausbildung" genannt, weil die Ausbildung i. d. R. an den zwei Lernorten "Betrieb" und "Berufsschule" stattfindet.
Der Ausbildungsbetrieb schließt mit dem oder der Auszubildenden einen Berufsausbildungsvertrag ab. Die Jugendlichen werden wöchentlich an drei bis vier Tagen im Betrieb und an bis zu zwei Tagen in der Berufsschule ausgebildet. Die Betriebe übernehmen die Kosten der betrieblichen Ausbildung und zahlen dem Auszubildenden eine Ausbildungsvergütung. Die Höhe der Vergütung steigt mit jedem Ausbildungsjahr und beträgt durchschnittlich etwa ein Drittel des Anfangsgehalts für eine ausgebildete Fachkraft. Während der Ausbildung sind die Auszubildenden in der Regel zum Besuch der Berufsschule verpflichtet und werden dazu vom Betrieb freigestellt. Der Besuch der Berufsschule ist für die Auszubildenden kostenfrei.
Die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) sind als Durchführungsort für die ergänzende überbetriebliche Ausbildung (§ 5 Abs. 2 Nr. 6 BBiG) entstanden. In dieser Funktion übernehmen sie u. a. die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Handwerk. In anderen Bereichen, wie z. B. dem industriellen oder landwirtschaftlichen, werden vergleichbare Kurse angeboten.
Lernortkooperation
Laut BBIG wirken die Lernorte bei der Durchführung der Berufsausbildung zusammen. Die Zusammenarbeit ist nicht konkret benannt. Sie umfasst i. d. R. folgende Bereiche:
- Abstimmung der Ausbildungsrahmenpläne, Ausbildungsordnungen und berufsschulischen Rahmenpläne
- Abstimmung von Lehr- und Anschauungsmaterialien
- Synchronisation der Ausbildungsmethoden an den einzelnen Lernorten
- Austausch über Ausbildungsnachweise und -Leistungen
- Kooperation und Erfahrungsaustausch hinsichtlich der Abschlussprüfungen
- Regelmäßige Kontakte und Austausch von Erfahrungen zwischen den Berufsschullehrern, betrieblichen Ausbildern und den überbetrieblichen Ausbildungsstätten
- Stetige Weiterbildung von Lehrkräften und Ausbildern
Modell der vollständigen Handlung
Handlungsorientierte Ausbildungen orientieren sich zumeist am Modell der vollständigen Handlung. Dieses Modell ist von der Arbeitswissenschaft zur Beurteilung der Qualität von Arbeitsanforderungen entwickelt worden. Es umfasst sechs Stufen:
informieren - planen - entscheiden - realisieren - kontrollieren - auswerten.
"Telgter-Modell"
Im Telgter-Modell wird die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen seit 2008 gefördert. Die Ziele der Zusammenarbeit sind folgende:
• Schüler sollen möglichst viele Berufe kennenlernen und Kontakte zu Firmen aufbauen, bevor sie ihre Berufswahl treffen (müssen).
• Verschiedene Firmen mit unterschiedlichen Ausbildungsberufen stellen interessante Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zur Verfügung.
• Die Vielzahl unternehmerischer Angebote, die positive Haltung und gute Vernetzung im Projekt ermöglicht allen Schülern, auch solchen mit Förder- oder Integrationsbedarf, berufliche Chancen.
• Die Zusammenarbeit mit den Firmen bezieht sich auf möglichst alle Schulfächer und beginnt auch schon in der Grundschule.
• Aktionen finden sowohl in der Schule als auch in den Unternehmen statt.
• Lehrerinnen und Lehrer erhalten verstärkt Kenntnis der Berufswelt vor Ort, um Aktionen zielgerichtet in Unterrichtsinhalte einplanen zu können.
• Eltern werden in die Informationen über berufliche Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und deren Voraussetzungen vor Ort integriert.
Rahmenlehrplan
Im dualen Ausbildungssystem beschließt die Kultusministerkonferenz den Rahmenlehrplan für den berufsbezogenen Unterricht an der Berufsschule. Der Rahmenlehrplan ist mit der entsprechenden Ausbildungsordnung des Bundes abgestimmt. Beide zusammen bilden die Grundlage für die Ausbildung im dualen System.