BP:
 

In sechs Schritten zum eigenständigen Arbeiten

Nichts stärkt die Handlungskompetenz Ihrer Auszubildenden so sehr wie eigenständiges Arbeiten. Das Modell der vollständigen Handlung führt sie durch diesen Lernprozess.

 
Wie können Sie Ihre Auszubildenden optimal an das eigenständige Arbeiten heranführen? Die sechs Stufen des Modells bieten hierfür jede Menge Inspiration. 

Stufe 1: Informieren

 

Das Ziel:

Die Auszubildenden erarbeiten sich selbstständig die Informationsbasis für die Ausführung des Auftrags.

Was ist zu tun?

Anhand der Auftragsunterlagen und angeleitet von Ihren Fragen sammeln die Auszubildenden die fachlichen Informationen, Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sie brauchen, um die Arbeit selbstständig ausführen zu können. Ermuntern Sie die Auszubildenden dazu, hierbei auch das Internet und digitale Medien zu nutzen.

Wie können Sie unterstützen?

Stellen Sie im Gespräch mit den Ausbildenden Leitfragen:

  • „Wie willst du die Arbeit angehen?“ So erfahren Sie, wie die Auszubildenden ihr Wissen einsetzen wollen und was sie noch nicht wissen und deshalb neu lernen müssen.
  • „Was kann passieren, wenn …? Wie lässt sich vermeiden, dass …?“ Solche Fragen bieten sich an, um auf besondere Herausforderungen aufmerksam zu machen.

Behalten Sie Ihr Wissen für sich, es sei denn, Sie werden danach gefragt. Fallen Ihnen Fehler oder Abweichungen auf, stellen Sie Fragen. So können sich die Auszubildenden die richtige Lösung selbst erarbeiten. Denn die Auszubildenden sollen die Arbeiten möglichst schnell selbstständig in der erforderlichen Qualität ausführen können. Motivieren Sie sie, eigene Fragen zu stellen. So lernen die Auszubildenden, sich in Zukunft neue Aufgaben zu erschließen.

Stufe 2: Planen

 

Das Ziel:

Die Auszubildenden sollen den Arbeitsauftrag möglichst selbstständig planen. Zwar gibt es im Berufsalltag viele standardisierte Arbeitsabläufe. Es ist jedoch sinnvoll, dass die Auszubildenden ihren eigenen Arbeitsplan entwickeln, sei es im Gespräch mit der ausbildenden Fachkraft oder auch schriftlich.

Was ist zu tun?

Die Auszubildenden formulieren bzw. dokumentieren, wie sie vorgehen wollen, in welcher Reihenfolge sie die Arbeitsschritte ausführen, welches Material und welche Geräte sie dafür benötigen. Ein schriftlich ausgearbeiteter Plan ist gleichzeitig auch ein Merkzettel in der Umsetzungsphase. Er ist besonders bei komplexeren Aufgaben hilfreich, bei denen mehrere Personen beteiligt sind. Wird der Plan am Computer erstellt, kann er von mehreren Personen bearbeitet werden.

Wie können Sie unterstützen?

Stellen Sie den Auszubildenden ein Formular aus der Arbeitsvorbereitung oder dem Qualitätsmanagement zur Verfügung oder zeigen Sie ihnen das entsprechende Online-Tool bzw. die im Betrieb dafür verwendete Software. Die Auszubildenden können dort ihre Arbeitsschritte, das benötigte Material, die nötigen Werkzeuge und Maschinen sowie die Prüfschritte für die Qualitätskontrolle eintragen. Beobachten Sie den Planungsprozess. Arbeiten die Auszubildenden zügig und konzentriert? Wenn nein, geben Sie Impulse, um den Prozess zu beschleunigen.

Gut zu wissen: Spielerische Planung

Sind die Auszubildenden überfordert, weil ihnen der Auftrag noch zu fremd ist? Hier hilft es, die Arbeitsschritte gemeinsam auf kleine Kärtchen zu schreiben und sie dann in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ziehen Sie Ihre Unterlagen heran und achten Sie darauf, wirklich alle Zwischenschritte zu berücksichtigen.

Stufe 3: Entscheiden

 

Das Ziel:

In dieser Phase wird überprüft, ob der Auftrag so, wie von den Auszubildenden ausgearbeitet, auch durchgeführt werden kann. 

Was ist zu tun?

Die Auszubildenden präsentieren Ihnen mündlich ihre Antworten auf die Leitfragen, ihre Arbeitsplanung und mögliche Varianten. Zudem begründen sie ihre Entscheidung. 

Wie können Sie unterstützen?

Würdigen Sie zunächst die Erfolge: Was ist gut gelungen? Heben Sie überdurchschnittliche Leistungen hervor. Geben Sie den Auszubildenden Gelegenheit, diese noch einmal ausführlicher zu erläutern.

Prüfen Sie die Planung und besprechen Sie sie mit den Auszubildenden. So können Sie erkennen, ob an alles gedacht worden ist und ob die Qualitätsstandards beachtet wurden. Lenken Sie die Auszubildenden mittels geschickter Fragen auf mögliche Fehlerquellen hin. Das Gespräch festigt das Gelernte und gibt Auszubildenden die nötige Sicherheit bei der Arbeitsausführung. 
Nutzen Sie auch den Planungs-Check in der Arbeitshilfe 

Stufe 4: Durchführen

 

Das Ziel:

Die Auszubildenden erledigen die Lern- und Arbeitsaufgabe selbstständig, und zwar basierend auf den Ergebnissen aus Stufe 2 und 3. Sie sollen Fehler oder Abweichungen selbst erkennen und eigenständig beheben können. Ebenso gilt es, selbstständig Lösungen für unvorhergesehene Probleme zu entwickeln. 

Was ist zu tun?

Die Auszubildenden benutzen ihren Arbeitsplan, damit sie in der richtigen Reihenfolge vorgehen und auch die Qualitätsvorgaben einhalten.

Wie können Sie unterstützen?
Sie beobachten, ob die Arbeit fachgerecht und wie geplant ausgeführt wird. Ein anerkennendes Lob motiviert. Schwierigkeiten und Probleme sollten die Auszubildenden immer zunächst selbst lösen. Wenn Sie eingreifen, tun Sie das am besten mit Leitfragen wie „Hast du berücksichtigt, dass…?“. 

Stufe 5: Kontrollieren

 

Das Ziel: 

Ständige Qualitätskontrolle während der Arbeit soll zu qualitätsbewusstem und wirtschaftlichem Arbeiten führen. Fehler sollten stets sofort behoben werden. Den Auszubildenden sollte bewusst sein, dass immer die Ausführenden für die Qualität der Arbeit verantwortlich sind.

Was ist zu tun?

Bereits während der Arbeit überprüfen die Auszubildenden die vorgegebenen Qualitätsstandards. Die abschließende Qualitätskontrolle in Stufe 5, für die ebenfalls die Auszubildenden zuständig sind, entspricht der Endkontrolle im Unternehmen vor der Auslieferung. Die Auszubildenden tragen die Verantwortung dafür, dass das Produkt ohne Mängel ausgeliefert werden kann. Falls Fehler aufgetreten sind, kann zu diesem Zeitpunkt noch nachgebessert werden. Hilfreich ist das Vier-Augen-Prinzip: Selbstkontrolle durch die Auszubildenden und Fremdkontrolle durch andere Auszubildende oder Kolleginnen bzw. Kollegen. 

Wie können Sie unterstützen?

Sie beobachten, ob und wie die Auszubildenden die Qualitätskontrolle durchführen und welche Korrekturen sie vorgenommen haben. Zusätzlich führen Sie selbst Stichprobenkontrollen durch. So gehen Sie sicher, dass die Qualität auch wirklich stimmt. Sie unterstreichen damit, wie wichtig es ist, die Vorgaben einzuhalten. Die Auszubildenden sollen sich für die Qualität ihrer Arbeit verantwortlich fühlen. Unterstützen Sie sie dabei. Erläutern Sie welche Schäden entstehen können, wenn die Qualität nicht stimmt. Beispiele für Leitfragen finden Sie in der Arbeitshilfe

Stufe 6: Bewerten

 

Das Ziel:

Hier entscheiden Sie wie eine Kundin oder ein Kunde darüber, ob die Arbeit Ihren Vorstellungen entspricht und ihren Preis wert ist. 

Was ist zu tun?

Kommen die Auszubildenden direkt in Kontakt mit Kundinnen und Kunden, lohnt es sich, Übergabegespräche in Rollenspielen zu simulieren. Die Auszubildenden schildern hier, wie die Arbeit ausgeführt wurde, und fragen ihre „Kunden“, ob damit die Vorgaben und Wünsche erfüllt wurden. Sie geben ihren Kunden Hinweise, was bei der Benutzung zu beachten ist. Die Auszubildenden lernen, eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen, indem sie sich interessiert zeigen und Fragen stellen sowie Vertrauen aufbauen.

Wie können Sie unterstützen?

Im Mittelpunkt des Auswertungsgespräch stehen die Kundenzufriedenheit sowie die Produkt- und Prozessqualität. Reflektieren Sie gemeinsam mit den Auszubildenden, 

  • was besonders gut gelungen ist, welche besonderen Leistungen erbracht worden sind, 
  • wie Fehler künftig vermieden werden können oder die Arbeit weiter verbessert werden kann. 

Weitere Themen können die Art des Auftretens sowie Gesprächsführungstechniken sein: 

  • Wie gelingt es, einen guten Eindruck bei den Kunden zu hinterlassen? 
  • Wodurch könnte Unzufriedenheit entstehen? 
  • Wie kann dies vermieden werden? 
  • Wie sollte man reagieren, wenn Kunden Kritik üben oder eine Leistung reklamieren?