Mehr als ein Viertel der Auszubildenden wird im Handwerk ausgebildet
15.06.2023
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass sich die Zahl der Auszubildenden im Handwerk vor allem in Ostdeutschland besser entwickelt als in der Gesamtwirtschaft. Allerdings gehen die Ausbildungszahlen im Handwerk insgesamt zurück.

Das Handwerk steht vor gewaltigen Herausforderungen. Schon seit geraumer Zeit beklagen viele Handwerksbetriebe Personalengpässe, Nachwuchsmangel und Schwierigkeiten bei der Betriebsnachfolge. Diese Probleme dürften sich angesichts des demografischen Wandels nochmals erheblich verschärfen. Nicht selten wird in diesem Zusammenhang die Einschätzung geäußert, dass viele kleine Handwerksunternehmen zu verschwinden drohen, während die mittleren und großen weiter wachsen. Das Handwerk hat zudem, wie die deutsche Wirtschaft insgesamt, mit erheblichen Lieferengpässen und steigenden Material- und Energiekosten zu kämpfen.
Vor dem Hintergrund dieser bundesweiten Herausforderungen verläuft die Entwicklung der Beschäftigung im Handwerk von Region zu Region sehr unterschiedlich. Auch zwischen unterschiedlichen Gewerbegruppen und Gewerbezweigen innerhalb des Handwerks variiert die Beschäftigungsdynamik stark.
Die stärksten Auszubildendenzuwächse im Handwerk gab es im Jahresdurchschnitt zwischen 2014 und 2021 in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit über 2 Prozent, sowie in Thüringen mit im Schnitt 1,4 Prozent. Auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021 entwickelten sich die Ausbildungszahlen im Handwerk in den meisten ostdeutschen Bundesländern günstiger als in den westdeutschen. Zwar ist die duale Ausbildung im Handwerk von den Auswirkungen der Pandemie weniger stark betroffen als die duale Ausbildung in der Gesamtwirtschaft. Dennoch sind die Ausbildungzahlen im Handwerk insgesamt rückläufig. „Das Handwerk muss dafür Sorge tragen, dass Handwerksberufe für junge Menschen attraktiv bleiben – auch im Vergleich zu möglichen Alternativen wie Studium oder Helferjobs“, so die IAB-Forscherin Gabriele Wydra-Somaggio. „Die Politik wiederum sollte leistungsschwächeren Jugendlichen den Weg in eine betriebliche Ausbildung durch passgenaue unterstützende Maßnahmen im handwerklichen Bereich erleichtern, beispielsweise in Form einer Ausbildungsgarantie“, so Wydra-Somaggio weiter.
Der Anteil der Auszubildenden im Handwerk ist mehr als doppelt so groß wie dessen Beschäftigungsanteil
Das in der Regel kleinst- und kleinbetrieblich strukturierte Handwerk ist nach eigenem Bekunden auf eine hohe Zahl umfassend qualifizierter Fachkräfte als Schlüsselgröße für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Betriebe angewiesen und erbringt schon deshalb eine außerordentlich hohe Ausbildungsleistung. Bundesweit wird über ein Viertel aller betrieblichen Auszubildenden im Handwerk ausgebildet. Damit ist der Ausbildungsbeitrag des Handwerks mehr als doppelt so hoch wie sein Anteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (28,4% zu 12,3%).
Weitere Informationen
Den vollständigen Beitrag finden Sie im Online-Magazin IAB-Forum: Die Bedeutung des Handwerks für Beschäftigung und Ausbildung ist regional sehr unterschiedlich