Inwieweit unterscheiden sich Ausbildungsberufe im kognitiven Anforderungsniveau?
21.02.2023
Jenseits von berufsfachlichen Unterschieden, richtet eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) den Fokus auf das Niveau der kognitiven Fähigkeiten, das zum Erlernen und Ausüben einer bestimmten Profession notwendig ist.

Berufsspezifische Anforderungen, so die Untersuchung "Das kognitive Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen", lassen sich in zwei Dimensionen unterscheiden: Erstens auf einer horizontalen Ebene, mit der berufsfachliche Anforderungen gemeint sind - zweitens auf einer vertikalen Ebene, die die kognitive Leistungsfähigkeit von Auszubildenden zum Gegenstand hat und die Komplexität der beruflichen Inhalte beschreibt.
Vor diesem Hintergrund setzen Anett Friedrich, Daniela Rohrbach-Schmidt und Nicolas Sander mit ihrer Publikation an einer Forschungslücke in der quantitativen empirischen (Berufs-)Bildungs- und Arbeitsmarktforschung an. Sie beschäftigen sich mit dem in diesem Bereich bislang nicht genutzten Indikator des Berufspsychologischen Services (BPS) der Bundesagentur für Arbeit (BA) für das kognitive Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen. Die Datengrundlage umfasst dabei 226 vollqualifizierende duale und schulische Ausbildungsberufe.
Wichtig ist die Betrachtung der Heterogenität von Ausbildungsberufen im kognitiven Anforderungsniveau für verschiedene forschungs-, praxis- und politikbezogene Fragestellungen im Bereich der Übergänge von Schule in Ausbildung und Beruf, des Ausbildungs- und Berufserfolgs sowie der späteren Karrierechancen. Ferner, so die Untersuchung, könnte Fragen nach beruflichen Aspirationen, sozialen Unterschieden in den Einmündungschancen oder dem Ausbildungserfolg und Kompetenzerwerb in Berufen mit unterschiedlichem Anforderungsniveau nachgegangen werden.
Unterschiede zwischen Produktions- und Dienstleistungsberufen
Die Untersuchung gibt das kognitive Anforderungsniveau eines Ausbildungsberufs als eine von insgesamt fünf Niveaustufen wieder (Niveaustufen 3 bis 7), wobei Niveau 7 das höchste Anforderungsniveau darstellt.
Duale Ausbildungsberufe mit Niveaustufe 3 sind etwa Fachkraft für Metalltechnik. Ausbildungsberufe, die an berufsbildenden Schulen ausgebildet werden und das Niveau 3 aufweisen, sind beispielsweise Altenpflegehelfer/-in und Hauswirtschaftshelfer/-in bzw. -assistent/-in.
Duale Ausbildungsberufe mit Niveaustufe 7 sind etwa Fachinformatiker/-in und Chemielaborant/-in. Ein Schulberuf mit Anforderungsniveau 6 ist Pharmazeutisch-technische/-r Assistent/-in.
In der Publikation wird darauf hingewiesen, dass im Vergleich ein größerer Anteil der Produktionsberufe auf dem Niveau 4 liegt als bei den Dienstleistungsberufen, bei denen der Anteil der Berufe mit Niveaustufe 6 am höchsten ist.
Das Anforderungsniveau der dualen Berufe liegt im Durchschnitt (5,6) eine halbe Niveaustufe höher als jenes der Schulberufe (4,9).
Die Untersuchung "Das kognitive Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen" hält fest, dass diese Ergebnisse die Heterogenität im kognitiven Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen zeigen und gleichzeitig auf eine zufriedenstellende Validität des BPS-Indikators der BA hinweisen.