Ausbildungsmarkt: Die Entwicklung zum Bewerbermarkt setzt sich fort
06.06.2019
Von Oktober 2018 bis Mai 2019 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern mehr Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Die Bewerberzahl liegt erneut unter der des Vorjahres. Bundesweit übersteigt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen bis Mai 2019 die der gemeldeten Bewerber und das deutlicher als im Vorjahreszeitraum. Aus Bewerbersicht haben sich deshalb die Chancen auf eine Ausbildungsstelle rechnerisch weiter verbessert. Regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Disparitäten erschweren allerdings weiterhin den Marktausgleich. Es bleibt deshalb derzeit offen, in welchem Umfang sich der Zuwachs an gemeldeten Ausbildungsstellen in einer Zunahme an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen niederschlagen wird, so der Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit vom 29. Mai.

Gemeldete Berufsausbildungsstellen
Von Oktober 2018 bis Mai 2019 wurden dem Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 512.200 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 17.000 mehr als im Vorjahreszeitraum (+3 Prozent). Die gemeldeten Berufsausbildungsstellen teilen sich auf in 455.800 Ausbildungsstellen mit einem aktuellen Ausbildungsbeginn im Kalenderjahr 201931 (+2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) und 56.400 Ausbildungsstellen, die nur bis zum Ende des Kalenderjahres 2018 zu besetzen waren (+12 Prozent). Mit 454.200 der insgesamt 455.800 gemeldeten Berufsausbildungsstellen mit einem Ausbildungsbeginn im aktuellen Kalenderjahr handelt es sich fast ausschließlich um betriebliche Berufsausbildungsstellen. Diese haben sich gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 11.100 erhöht (+3 Prozent).
Außerbetriebliche Ausbildungsangebote waren zum jetzigen Zeitpunkt nur 1.600 gemeldet (-100 bzw. -7 Prozent). Eine Zunahme der gemeldeten Ausbildungsstellen mit einem Ausbildungsbeginn im aktuellen Kalenderjahr zeigt sich in der Mehrzahl der Länder. Das Plus fiel, prozentual betrachtet, am stärksten aus in Bremen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Bayern. In Thüringen, Sachsen und Schleswig-Holstein ab es einen Rückgang. In Brandenburg und MecklenburgVorpommern zeigte sich praktisch keine Veränderung.
Am häufigsten waren Ausbildungsstellen gemeldet für angehende Kaufleute im Einzelhandel, Kaufleute für Büromanagement und Verkäuferinnen und Verkäufer. Es folgten Ausbildungsstellen für Industriekaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik, Industriemechanikerinnen und -mechaniker, Zahnmedizinische Fachangestellte, Kaufleute im Groß- und Außenhandel, Kfz-Mechatronikerinnen und Kfz-Mechatroniker sowie für Medizinische Fachangestellte.
Gemeldete Bewerber
Seit Beginn des aktuellen Beratungsjahres am 1. Oktober 2018 haben insgesamt 438.900 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 17.100 oder 4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Wie bei den gemeldeten Ausbildungsstellen lassen sich auch die gemeldeten Bewerber hinsichtlich des gewünschten Ausbildungsbeginns unterscheiden: Von den gemeldeten Bewerbern streben 405.900 eine Berufsausbildung zum nächsten Ausbildungsbeginn zum Beispiel im August oder September 2019 an (-4 Prozent gegenüber Vorjahreszeitraum). Bei 33.000 gemeldeten Bewerbern war dagegen nur ein Ausbildungsgesuch mit einem gewünschten Ausbildungsbeginn bis Ende des Jahres 2018 vorhanden (-4 Prozent).
Gesamtbetrachtung gemeldete Ausbildungsstellen und Bewerber bis Mai 2019
Bis Mai 2019 gab es rechnerisch 48.300 mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber.38 Dies entspricht einer Relation von 89 Bewerbern auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen. Damit stellt sich die aktuelle Situation zahlenmäßig aus Bewerbersicht besser dar als im Vorjahreszeitraum (Vorjahreszeitraum 95:100).
In zehn Ländern waren bis Mai 2019 deutlich mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. In der Bundeshauptstadt fehlen dagegen Ausbildungsstellen, um rechnerisch jedem gemeldeten Bewerber eine betriebliche Ausbildungsstelle anbieten zu können. In fünf Ländern, darunter zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, halten sich gemeldete Bewerber und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen rechnerisch annähernd die Waage.
Berufsfachlich gesehen fällt vor allem in Hotel- und Gaststättenberufen, in Bauberufen, in vielen Handwerksberufen wie zum Beispiel im Fachverkauf im Lebensmittelhandwerk, in der Gebäudereinigung, im Fleischer- oder Bäckerhandwerk oder auch im Berufskraftverkehr die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen deutlich höher aus als die Zahl der gemeldeten Bewerber.39 Im Gegensatz dazu gibt es weniger Ausbildungsstellen als Bewerber zum Beispiel in Büro- und Verwaltungsberufen, in der Tierpflege, in Medienberufen oder in künstlerisch-kreativen Berufen (z. B. Mediengestaltung, visuelles Marketing oder Veranstaltungskaufleute).
Fazit
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch sehr früh, die Lage am Ausbildungsmarkt fundiert einzuschätzen, weil der Ausbildungsmarkt noch stark in Bewegung ist. Bei der Beurteilung der aktuellen Daten ist zu beachten, dass das Meldeverhalten von Anbietern und Nachfragern am Ausbildungsmarkt zeitlich nicht synchron ist. In den letzten Jahren waren im Mai 90 Prozent der gesamten betrieblichen Ausbildungsstellen des Berichtsjahres gemeldet. Bei den gemeldeten Bewerbern haben sich in der Vergangenheit bis Mai aber nur 85 Prozent aller Bewerber des Berichtsjahres bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet. Nimmt man diese Anteile als Maßstab für die Entwicklung im aktuellen Beratungsjahr, könnten zum Bilanzzeitpunkt Ende September die Stellenzahl die Bewerberzahl erneut übersteigen.