Berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter
Im Mittelpunkt des ersten Berichts aus dem "Monitor Digitale Bildung" steht die berufliche Ausbildung. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass die digitale Bildung im dualen Ausbildungssystem in Deutschland noch ausbaufähig ist. Sie zeigen auch, wie auch die berufliche Bildung die Chancen digitalen Lernens besser nutzen kann.
Seit 2011 wurden in Deutschland knapp 40 Untersuchungen zur Digitalisierung der allgemeinbildenden Schulen durchgeführt. Diesen stehen aber nur zehn solcher Studien gegenüber, die sich mit der beruflichen Ausbildung befassen. Vier davon sind noch nicht abgeschlossen. Wer also wissen möchte, in welcher Form und in welchem Ausmaß digitale Bildungstechnologien in den - oft als tragende Säule unserer Wirtschaft beschriebenen - dualen Ausbildungsbereich Einzug gehalten haben, findet bislang kaum belastbare Daten.
Für viele Industrie- und Wirtschaftsbereiche sind Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung unter dem Stichwort "Industrie 4.0" von immenser Bedeutung. Neue digitale Geschäfts- und Vertriebsmodelle fordern die Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe heraus. Wenn es ums Lernen und Lehren geht, hält sich die Innovationsdynamik im beruflichen Ausbildungssystem hingegen bislang in engen Grenzen.
Die Ergebnisse des "Monitor Digitale Bildung" zeigen, dass digitale Bildung im dualen Ausbildungssystem in Deutschland noch am Anfang steht. Auch wenn Auszubildende, Berufsschullehrer und Ausbildungsleiter die Bedeutung neuer Lerntechnologien hoch einstufen - sowohl mit Blick auf ihre didaktischen Potenziale als auch für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Einrichtungen und Unternehmen - prägt das digitale Lernen bei Weitem noch nicht den Alltag in den Berufsschulen, überbetrieblichen Einrichtungen und Ausbildungsbetrieben.
Viele Ansätze scheitern schon an der notwendigen WLAN-Infrastruktur. Dadurch wird viel Potenzial für mehr Chancengerechtigkeit in der dualen Berufsausbildung vergeben. Denn Lernen mit neuen Medien schafft Flexibilität und einen erleichterten Zugang zu beruflicher Qualifizierung - insbesondere für benachteiligte Zielgruppen, die sich im traditionellen Bildungssystem schwer tun. Digitales Lernen bietet nun erstmals die realistische Chance, jeden genau dort abzuholen, wo er steht - und dorthin zu begleiten, wo er hinmöchte. Dies gilt besonders für Ausbildungsberufe, die unter Nachwuchsmangel leiden, eine heterogene Bewerberlage verzeichnen oder zunehmend komplexe und dezentrale Arbeitsabläufe zu bewältigen haben.
Digitale Lerntechnologien erlauben auch eine engere und gleichzeitig flexiblere Kooperation zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb. Sie schaffen neue Möglichkeiten, um Theorie- und Praxisphasen zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb zu verzahnen. Sie unterstützen den informellen Wissensaustausch und eröffnen flexible und eigenständige Formen der Kompetenzentwicklung. Digitales Lernen ist in keinem dieser Szenarien ein Selbstzweck, sondern muss immer sinnvoll in den jeweiligen didaktischen Kontext der Lernsituation eingebunden werden.
Der "Monitor Digitale Bildung" der Bertelsmann Stiftung zeigt auf, wie das für den Bereich Ausbildung gelingen kann.
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