Die Ausbildung von Geflüchteten wird für Klein- und Mittelständler immer attraktiver
17.02.2020
Der Trend zur Ausbildung von Geflüchteten setzt sich fort. Das geht aus einer Umfrage des bundesweiten „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ unter den Mitgliedsunternehmen hervor. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent), darunter zum Großteil kleine und mittelständische Betriebe, bildet aktuell Menschen mit Fluchthintergrund aus. Damit ist die Ausbildung die häufigste Beschäftigungsform und im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal deutlich angestiegen. Bei der Mitgliederbefragung im Jahr 2016 hat noch jedes dritte Unternehmen Geflüchtete ausgebildet.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier begrüßt diese Entwicklung: „Viele Menschen, die in den vergangenen vier Jahren Asyl bei uns gesucht haben, haben mittlerweile ein Sprachniveau erreicht, das sie zu einer Ausbildung befähigt. Umso erfreulicher ist das Engagement der kleinen und mittelständischen Betriebe unseres ‚NETZWERKs Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘, diesen Menschen eine berufliche Perspektive zu geben. Es ist schön, wenn am Ende beide Seiten davon profitieren, denn die Unternehmen suchen weiterhin händeringend nach motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Unter den Geflüchteten finden sich außerdem immer mehr Fachkräfte. So hat knapp ein Drittel der befragten Unternehmen (30 Prozent) Fachkraft- und Führungspositionen mit Geflüchteten besetzt. Damit hat sich die Anzahl an Fach- und Führungskräften mit Fluchthintergrund in den vergangenen drei Jahren verdreifacht.
Betriebe können Bürokratie und sprachliche Hürden besser bewältigen
Dagegen haben die Herausforderungen, die mit der Beschäftigung von Geflüchteten einhergehen, inzwischen leicht abgenommen. Das betrifft etwa komplizierte Verfahren, sprachliche Hürden oder die Unsicherheit bei der Personalplanung.
DIHK-Präsident Eric Schweitzer nennt dafür zwei Gründe: „Auf der einen Seite sind die Unternehmen mittlerweile besser informiert, welche rechtlichen Rahmenbedingungen und Vorschriften es für Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten gibt. Außerdem bieten die im Netzwerk engagierten Unternehmen selbst viel Unterstützung an, auch über die betrieblichen Abläufe hinaus. Zum anderen ist auch im öffentlichen Diskurs angekommen, dass die Betriebe unbürokratische Regeln und Planungssicherheit brauchen. Mit den neuen Gesetzen im Migrationspaket wurden Schritte in die richtige Richtung gemacht.“
Erstmals herausfordernder als die bürokratischen Hürden wurden sprachliche und fachliche Schwierigkeiten in der Berufsschule eingeschätzt. Zwei von fünf der befragten Unternehmen (38 Prozent) schätzen die Herausforderung für Geflüchtete, zum einen dem Unterricht zu folgen, zum anderen die Abschlussprüfung bestehen zu können, als sehr schwierig bis unüberwindbar ein. Dem versuchen die Betriebe mit zusätzlichen Angeboten zu begegnen. Sprachkurse und Nachhilfeunterricht etwa werden immer selbstverständlicher im Unternehmensalltag und mittlerweile von jedem zweiten Betrieb angeboten.
Weitere Informationen
Von Dezember 2019 bis Januar 2020 haben 395 von 2.205 Mitgliedsunternehmen an der Umfrage teilgenommen. Insgesamt beschäftigen diese Unternehmen 9.313 Menschen mit Fluchthintergrund.
Zur Auswertung der Mitgliederbefragung: www.nuif.de/mitgliederbefragung-2019
Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mit aktuell knapp 2.400 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des BMWi und DIHK vom 13.02.2020