Auszubildende haben großen Nachholbedarf in Sachen Datenschutz
21.10.2022
Ausbilderinnen und Ausbilder beurteilen die digitalen Vorkenntnisse, mit denen junge Menschen die Ausbildung beginnen, weitestgehend als gut. Nachholbedarf besteht vor allem beim Datenschutz: Viele Unternehmen erachten diese Kompetenz als wichtig für Fachkräfte. Aber nur 16,4 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder meinen, dass Auszubildende gute Vorkenntnisse mitbringen.

Digitale Kompetenzen gewinnen nach wie vor an Bedeutung: In repräsentativen Befragungen mit dem IW-Personalpanel benannten Unternehmen 2020 durchschnittlich 4,8 und 2022 bereits 5,5 von neun digitalen Kompetenzen als wichtig bzw. eher wichtig für Fachkräfte. Auch in der Ausbildung vermitteln immer mehr Betriebe digitale Kompetenzen (Risius, 2022). Dabei stehen Berufsschullehrkräfte und Ausbilderinnen und Ausbilder – bei dieser Gruppe sind hier auch Ausbildungsbeauftragte mitgemeint – gleichermaßen vor der Herausforderung, dass die Vorkenntnisse der Auszubildenden sehr heterogen sind (Flake et al., 2022; Jörke & Neuburg, 2021).
In einer nicht-repräsentativen Befragung unter 674 Ausbilderinnen und Ausbildern, die im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts NETZWERK Q 4.0 durchgeführt wurde, wurde erfragt, als wie gut bzw. schlecht Ausbilderinnen und Ausbilder die digitalen Vorkenntnisse ihrer Auszubildenden in verschiedenen Bereichen einstufen. Diese Ergebnisse werden mit den Antworten des IW-Personalpanel aus dem Sommer 2021 zur Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Ausbildung sowie mit den Antworten des IW-Personalpanel von Frühjahr 2022 zur Relevanz digitaler Kompetenzen kontrastiert. Beide Panelbefragungen sind repräsentativ für die Gesamtheit der Unternehmen in Deutschland.
Digitale Kompetenzen: Vermittlung in der Ausbildung und Vorkenntnisse
Die wichtigsten drei digitalen Kompetenzen aus Unternehmenssicht sind Kenntnisse zum Datenschutz und zur Datensicherheit, die Anwendung von berufs-/fachspezifischer Software und die Fähigkeit, angemessen digital zu kommunizieren. Etwa acht von zehn Unternehmen geben an, dass diese Kompetenzen sehr wichtig seien.
Im Vergleich zur einer IW-Erhebung aus dem Jahr 2020 hat die Bedeutung des Datenschutzes und der Datensicherheit stark zugenommen, die Bedeutung digitaler Kommunikation und die Relevanz berufs- und fachspezifischer Software ist unverändert hoch geblieben. Im Vergleich weniger relevant wurde die Kompetenz eingestuft, Probleme bei der Anwendung digitaler Tools selbstständig lösen zu können. An letzter Stelle nennen die Unternehmen die Relevanz der Fähigkeit, digitale Programme oder Anwendungen erstellen zu können. Diese deckt sich mit anderen Erhebungen, die auch zeigen, dass die Anwenderkompetenzen (Software anwenden können) eine große Bedeutung für die allermeisten Unternehmen haben, IT-Spezialwissen wie die Programmierung hingegen eher für kleinere Gruppen an Mitarbeitenden relevant ist (Seyda et al., 2021).
Ähnlich wie in der Vergangenheit passen die Bedeutung der Kompetenzen für die Unternehmen und die Intensität, mit der diese Kompetenzen in der Ausbildung vermittelt werden, in der Regel gut zusammen (ebd.). Lediglich bei den Kenntnissen zu Datenschutz und Datensicherheit sollte geprüft werden, ob sie nicht noch intensiver in der Ausbildung vermittelt werden müssen. Schließlich hat die Bedeutung in den Unternehmen stark zugenommen, die sich in der Intensität der Vermittlung in der Ausbildung noch nicht so deutlich widerspiegelt.
Wird die Sicht der Ausbilderinnen und Ausbilder hinzugenommen, so schätzen diese die Vorkenntnisse der Auszubildenen differenziert ein: Drei Viertel der Ausbilderinnen und Ausbilder attestieren den Jugendlichen, dass sie sehr gut in der Lage sind, alltägliche Probleme bei der Nutzung digitaler Technologien mit Hilfe (z.B. Suchmaschinen, andere Personen fragen) lösen können. Gute Grundkenntnisse der Informatik hingegen sehen nur 28 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder bei den Jugendlichen. Am schlechtesten schneiden die Jugendlichen bei Vorkenntnissen in Sachen Datenschutz und Datensicherheit ab – nur gut 16 Prozent der Befragten beurteilen diese Vorkenntnisse als gut. Alle anderen abgefragten Kompetenzen werden von der Mehrzahl der Befragten als gut eingeschätzt.