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Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021

16.11.2022

Die chronische Personalnot in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten wirkt sich deutlich auf die Qualität der Ausbildung in den Pflegeberufen aus. Und: Die Corona-Pandemie hat ohnehin bestehende strukturelle Probleme noch verschärft. Das sind zentrale Erkenntnisse aus dem von ver.di veröffentlichten Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021.

Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021

"Weniger als 43 Prozent der Auszubildenden in der Pflege sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Das ist ein Alarmsignal und deutlich schlechter als in anderen Berufen", erklärt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler zur Vorstellung der Befragung, an der sich insgesamt über 3.000 Auszubildende und Studierende beteiligt haben. Laut Ausbildungsreport 2022 der DGB-Jugend – den die Erhebung von ver.di zu den Pflegeberufen ergänzt – sind immerhin gut 71 Prozent der Auszubildenden nach Berufsbildungsgesetz zufrieden oder sehr zufrieden.

Auch die Ursachen der Unzufriedenheit werden im Ausbildungsreport Pflegeberufe offengelegt. So fühlt sich fast die Hälfte der Befragten durch die Ausbildungsbedingungen häufig oder immer belastet. Viele klagen über hohen Zeitdruck (62 Prozent), mangelnde Vereinbarung von Berufs- und Privatleben (48 Prozent) sowie fehlende Pausen (43 Prozent). Über 58 Prozent berichten, dass sie immer oder häufig Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu erholen – eine Verdoppelung gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2015, als der Wert bei gut 26 Prozent lag. Unter den Auszubildenden nach Berufsbildungsgesetz hat weniger als ein Viertel Probleme damit, sich in der Freizeit zu erholen. "Die Ergebnisse unseres Ausbildungsreports zeigen, wie hoch die Belastung schon während der Pflegeausbildung ist. Kein Wunder, dass viele die Ausbildung abbrechen oder kurz nach ihrem Abschluss das Weite suchen", betont Bühler. "Hier gilt es dringend anzusetzen, um den eklatanten Mangel an Fachkräften in der Pflege zu bekämpfen. Es braucht dringend bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, um die Menschen in diesem so wichtigen und erfüllenden Beruf zu halten."

Als wesentlich sieht ver.di dabei die Praxisanleitung. Doch hier liegt einiges im Argen: Über 43 Prozent der Auszubildenden berichten, selten oder nie von Praxisanleiter/innen an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden. Besonders gravierend ist das Problem in der Altenpflege, wo das für fast zwei Drittel gilt. Das neue Pflegeberufegesetz – das auf Drängen von ver.di immerhin schon mal mindestens zehn Prozent geplante und strukturierte Anleitung während jedes praktischen Einsatzes festschreibt – hat in diesem Aspekt eine positive Wirkung. Allerdings wird die Vorgabe bei 55 Prozent der Auszubildenden "nur auf dem Papier" oder gar nicht eingehalten. 

"Die Pflegeausbildung ist gefragt", stellt Sylvia Bühler unter Verweis auf zunehmende Ausbildungszahlen fest. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Auszubildenden nach dem neuen Pflegeberufegesetz 2021 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf rund 56.300 gestiegen. "Ganz offensichtlich wollen viele junge Menschen in ihrem Berufsleben etwas Sinnstiftendes tun, etwas, das anderen hilft – das ist ermutigend." Doch sie müssten auch langfristig in den Pflegeberufen gehalten werden. 

Weitere Informationen

ver.di-Pressemitteilung vom 13.11.2022

Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021

Ausbildungsreport 2022 der DGB-Jugend